„Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir sie nicht zu unserer Hochzeit eingeladen haben!“, sagt der Bräutigam mit einem verschmitzten Lächeln, als er seinen Blick in der Kapelle des Schlosshotels Münchhausen über die Bankreihen der Gäste schweifen lässt und plötzlich die fremde Dame im roten Kleid erblickt. Doch ehe Florian lange überlegen kann, was es mit der Unbekannten auf sich hat, zeigt der Zeiger bereits 14 Uhr – die Zeremonie beginnt…
Doch erst einmal drehen wir die Uhr mal gut eineinhalb Stunden zurück: Hochzeitsgäste sind noch nicht in Sicht, als ich kurz nach Zwölf vor dem imposanten Gemäuer des Schlosshotels Münchhausen in Aerzen bei Hameln vorfahre. Was für ein Wow-Effekt: Das Schloss, die geschniegelte Gartenanlage, das Personal, das aussieht, als würden es die Queen erwarten. Leise betrete ich die Kapelle und genieße für einen Augenblick die Stille des Ortes.
Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, der mich schmunzeln lässt: Als Jugendliche hat mir bei der Berufsberatung des Arbeitsamts der Computer aufgrund meiner Angaben die Berufsempfehlung „Pastorin“ ausgeworfen. Ich und Pastorin? Und nun stehe ich viele Jahre später wirklich vor einem Altar, wenn auch als ganz weltliche Traurednerin.
Die Stille wird langsam abgelöst von aufgeregter Heiterkeit und Gesprächen, die Bankreihen füllen sich mit den Hochzeitsgästen. Aufregung und Vorfreude liegt in der Luft, besonders bei den Familien und engen Freunden. Endlich kann ich die Oma der Braut fest drücken. So oft hatten wir in den vergangenen Wochen miteinander telefoniert und Heimlichkeiten besprochen. Heimlichkeiten? Ja, denn die Unbekannte im roten Kleid, die sich gerade auf eine der Seitenbänke setzt, hatte die Oma heimlich eingeladen. Für ihr einziges Enkelkind, ihr liebevoll genanntes „Goldstück“, hatte sie sich eine ganz besondere Hochzeitsüberraschung überlegt.
Die Zeremonie beginnt und zu den Klängen von Peter Maffays gefühlvollen Song „Ich fühl’ wie du“, schreitet die Braut am Arm ihres Vaters auf ihren Florian zu. Vergessen ist der unbekannte weibliche Gast, jetzt hat er nur noch Augen für sie – seine Jacqueline, die Liebe seines Lebens.
Mit jeder Zeile meiner Rede spüre ich, wie mit dem Lachen des Paares und ihrer Gäste ihre Anspannung nachlässt, sie der Geschichte lauschen, die ich erzähle – der Liebesgeschichte von Jacqueline und Florian. Und dabei hätten sich diese zwei Menschen im Leben fast verpasst. Ihre Liebesgeschichte wäre um ein Haar nie geschrieben worden, denn das Schicksal hatte die Zwei zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben zum ersten Mal zusammengeführt, als für sie noch nicht der richtige Moment gekommen war, ihre Zeit war sprichwörtlich noch nicht reif. Aber sie bekamen eine zweite Chance und die ergriffen sie ganz fest und ließen sich nun nicht wieder los!
Ehe Jacqueline und Florian ihre Liebe noch einmal vor ihren Familien und Freunden besiegeln, gibt es erst noch die Auflösung der Überraschung: Im Mai 2018 saß Jacquelines Oma, wie Millionen weiterer Zuschauer weltweit gebannt vor dem Fernseher, als Prinz Harry seiner Meghan das Ja-Wort gab. Während eines besonderen Gänsehautmoments kam ihr der Gedankenblitz: „Genau das möchte ich für meine geliebte Enkelin und ihren Schatz auch!“
Jetzt erhebt sich die unbekannte, elegante Dame, trägt ihren großen, hölzernen Begleiter nach vorne und nimmt neben dem verdutzten Brautpaar Platz. Roxana Blaga-Dragus vom Staatstheater Braunschweig zückt ihren Bogen und spielt auf ihrem Cello „Ave Maria“ – da kullern wieder so einige Tränchen. Selbst Florian, alias DJ Fab Flo(w), der sonst am Wochenende in der Disco für die Feierwütigen die Bässe ordentlich hochfährt, rühren die zarten Töne und Oma blickt zufrieden und glücklich auf „ihr Goldstück“ – Überraschung gelungen!
Keine Überraschung: Das Highlight ist und bleibt natürlich wie immer das Ja-Wort von Jacqueline und Florian, ehe sie mit ihren Gästen das altehrwürdige Schloss in eine Partyhochburg verwandeln.
Am Ende noch ein kleiner Fun-Fact: In einem der Betten des ehemaligen Ritterguts, das im Jahr 1570 zum Schloss umgebaut wurde, hätte 2016 fast der damalige amerikanische Präsident Barack Obama übernachtet – Da hat er wirklich etwas verpasst!
Worte des Brautpaares
Liebe Sarah, beim Durchlesen der Trauung kamen wieder die Tränen und wir wollen heute noch einmal Danke sagen!
❤️Danke, dass du unseren Tag mit deiner Rede perfekt gemacht hast.
❤️Danke, dass du uns nochmal mit persönlichen Worten vor unseren Liebsten getraut hast.
❤️Danke, dass du so viel Emotionen, Persönlichkeit und Humor in deine Rede einfließen lassen hast.
Du warst definitiv die richtige Wahl für unsere Trauung und wir sind so froh dich gefunden zu haben. Auch ein großes Lob von unseren Gästen, die uns heute noch sagen, wie schön die Trauung war.
Liebe Grüße und ein grooooßes Dankeschön, Jacqueline und Florian
Location: Schlosshotel Münchhausen in Aerzen
Fotos: Sebastian Blume (alle Bilder bis auf das von Roxana Blaga-Dragus) www.sebastianblume-photography.de